Bei einer Trennung oder Scheidung, die durch das Gericht geregelt werden muss, entstehen häufig zusätzliche Verletzungen und weitere Eskalationen, insbesondere wenn es um die Regelungen rund um die Kinder geht. Die Eltern geben die Verantwortung für ihre Angelegenheiten einem Richter / einer Richterin ab, welche*r die Situation nach der Rechtslage beurteilt und entscheidet, ohne die individuellen Gegebenheiten der Familie berücksichtigen zu können. Eine weiterführende Kommunikation unter den Eltern wird dadurch erschwert und führt zu weiteren Konflikten und somit zu weiteren Belastungen für die Kinder.
Die Entscheidung des Paares resp. der Eltern eine Mediation in Anspruch zu nehmen, ist der erste Schritte in Richtung Deeskalation, da die Kommunikation unter den Beteiligten gefördert wird und die Anerkennung und Würdigung der bisherigen gemeinsamen Vergangenheit Raum erhält. Die Eigenverantwortung von beiden Seiten wird gestärkt und die Interessen der Eltern, wie auch die der Kinder werden bei der Gestaltung der Vereinbarungen berücksichtigt. Dies führt zu einer grösseren Zufriedenheit aller Beteiligten, die Lösungen werden gemeinsam getragen und können bei Veränderungen individuell angepasst werden.
Die Trennung ist kein plötzliches Ereignis, sondern verläuft in einem Prozess, der sich über mehrere Phasen erstreckt. Vom ersten Gedanken der Trennung bis zur Trennung oder Scheidung können zwei bis drei Jahre vergehen.
Für Kinder sind zwei bis drei Jahre eine lange Zeit. Sie müssen je nach Alter unterschiedliche Entwicklungsaufgaben bewältigen und benötigen dazu den Rückhalt ihrer Eltern. Wenn Eltern in Trennungssituationen sind und ihre eigenen Krisen bewältigen müssen, können sie ihren Kindern in deren Entwicklungsschritten weniger Stabilität und Sicherheit vermitteln, da sie mit ihren eigenen Themen beschäftigt sind. Die Trennung stellt deshalb für die Kinder eine grosse Belastung dar, bis die Eltern die neue Situation reorganisiert und geklärt haben. Für die Eltern mag eine Trennung der richtige Schritt sein, um die persönliche Lebensperspektive wieder zu verbessern. Für die Kinder ist es jedoch zuerst einmal eine erschütternde Erfahrung, die sie zuerst akzeptieren und verarbeiten müssen. Diese zumindest kurzfristig belastenden Gefühle sind nicht vermeidbar, doch können Eltern Bedingungen für ihre Kinder herstellen, sodass die belastenden Gefühle verarbeitet werden können und neue Sicherheiten für die Kinder entstehen, die ihre weitere Entwicklung fördern.